Haus Bär in Gottersdorf
Neckar-Odenwald-Kreis
:: Erbaut: 19. Jh :: Eröffnet: 2011
Seit 2011 gehört ein weiteres historisches Gebäude in Gottersdorf zum Bestand des Odenwälder Freilandmuseums: Das „Haus Bär“ wurde ganz im Stile der 1950er und ganz frühen 1960er Jahre eingerichtet. Es ist eine Haushälfte eines im frühen 19.Jh. errichteten Bauernhofes.
Die 1950er Jahre waren in Deutschland geprägt einmal durch die Mühsal eines aus Schutt und Asche aufstrebenden Landes, dann durch ein unerwartetes, durch den Marshallplan der Siegermächte und den Fleiß der Bevölkerung ermöglichtes Wirtschaftswunder, durch neuartige Erlebnismöglichkeiten breiter Bevölkerungskreise z.B. durch Mobilität und individuelle Reisemöglichkeiten, aber auch durch erste Anzeichen eines grundlegenden Generationenkonflikts, der sich nicht zuletzt äußerte über die verschiedenartige Wertschätzung westlicher Kultureinflüsse auf das „neue“ Nachkriegsdeutschland. „Kriegsschauplatz“ zwischen Alt und Jung war nicht selten Musik und Tanz (Rock´n´Roll!) oder Kleidung und Haartracht.
Mit der Darstellung der 1950er Jahre widmet sich das Odenwälder Freilandmuseum einem der spannendsten Jahrzehnte der deutschen Zeitgeschichte. Sehen Sie in diesem Haus, was sich im Verhältnis zu der Zeit vor dem Krieg verändert hat: Versandhäuser und Warenhäuser, die in Massen anbieten, bringen den Zeitgeschmack über Möbel, Gerätschaften und Kleidung in alle Stuben und verändern damit das Lebensgefühl. Neu verfügbare Produktionsmaterialien wie Plastik oder Nylon verändern den Alltag. Das Radio erlaubt Zugang zu Informationsquellen, die zuvor undenkbar waren. In den 1950er Jahren war der Hausherr Elektriker und hatte insofern viele der damals als Neuheiten erschienenen „elektrischen Helfer“ als erster angeschafft. Auch der erste Fernseher des Dorfes stand hier und hatte zur Folge, dass sich gute Nachbarn dann und wann in der Stube des Hauses versammelten. Und noch etwas „Modernes“ leistete man sich: Um die Wende von den 1950er zu den 1960er Jahren wurde das Gebäude grundlegend saniert, mit Gasbetonsteinen teilweise neu aufgemauert und die seitherige Schindelverkleidung ersetzt durch Eternit-Platten: ein Fortschritt, wie man damals glaubte.
Die letzte Bewohnerin beließ viele der Einrichtungsgegenstände aus den 1950er und 1960er Jahren. Zusammen mit vielen Sachspenden aus der Bevölkerung konnten die Räume ergänzend zeitgemäß und eindrucksvoll eingerichtet werden. Wandern Sie also durch Flur, Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer, Jugendzimmer, Vorratskammer – überall werden Sie eintauchen können in eine Zeit, die erst relativ kurz zurück liegt, an die Viele auch noch Kindheits-und Jugenderinnerungen haben, die aber schon weit entfernt scheint – in eine Zeit, die am Anfang unserer Entwicklung zu einem neuen Deutschland stand.